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Heute unternahm Mikkel seinen ersten eigenen Alleine-Ausflug ohne Mama. Er war nämlich schon drei Jahre alt und für einen Eisbären bedeutet das: fast erwachsen. Es war ein herrlicher, eiskalter Tag in der Arktis und die dicke Schneedecke knirschte unter Mikkels Tatzen. Eigentlich, dachte sich Mikkel, kann ja auch gar nichts passieren. Mit seinem weißen Fell war er auf dem Schnee kaum zu erkennen und selbst wenn: Als Eisbär hat man's ziemlich gut: Kein anderes Tier traut sich an einen heran. Eisbären sind nämlich die größten Tiere in der Arktis und außerdem auch die stärksten. Nur vor dem Meer hatte Mikkel ein bisschen Angst: Was, wenn er nicht mehr ans Ufer zurückfand? Mama konnte ziemlich gut schwimmen. Ob ihm das auch gelingen würde? Gerade überlegte Mikkel, ob er sich einen Schneehasen zum Frühstück suchen sollte, da hörte er plötzlich einen lauten Schrei direkt aus seiner Nähe: Ein kleines Walross lag ganz allein am Strand. Direkt neben ihm lag es und weinte aus voller Kehle. Vorsichtig tappte Mikkel näher und schnupperte an dem kleinen Walross. Sehr alt war es wohl noch nicht und es roch richtig lecker. Das würde ihm gut schmecken."Komm bloss nicht näher, du dicker Wabbelbär!", schrie das kleine Walross und rutschte mit seinen vier kleinen Flossen ein Stückchen weg von Mikkel. "Du bist bestimmt auf der Suche nach einem Frühstück. Aber so ein kleines Kerlchen wie ich würde dir gar nicht schmecken.""Hast du dich verlaufen oder warum liegst du hier so alleine rum?", fragte Mikkel neugierig."Ich habe meine Herde verloren. Die liegen alle dahinten hinter dem Eisberg. Ich bin wohl zu weit weggeschwommen."Mikkel staunte."Was! Du kannst so gut schwimmen?", fragte er und musste sich erst einmal hinsetzen."Klar kann ich gut schwimmen. Siehst du die Flossen hier?". Das kleine Walross wackelte mit seinen Flossen. "Damit kann ich mich im Wasser und an Land fortbewegen.""Toll sind die", stimmte Mikkel zu."Du kannst doch auch schwimmen. Brauchst gar nicht so zu staunen!", wunderte sich das kleine Walross und trompetete noch mal laut in die Luft."Ich ... ich ... ach, naja, ...", stotterte Mikkel."Was denn, traust du dich etwa nicht?", wunderte sich das Walross und Mikkel nickte betreten mit dem Kopf und guckte angestrengt seine Tatzen an."Quatsch, komm rein!", jubelte das Walross und ließ sich lässig im Wasser treiben."Guck mal, ich hab so viel Fett, ich kann fast gar nicht untergehen. Und du auch nicht!"Mikkel hielt vorsichtig eine Tatzenspitze ins kalte Meerwasser.Eigentlich fühlte es sich richtig erfrischend an. Vorsichtig tapste er weiter, bis nur noch sein Kopf herausschaute."Und jetzt schwimm!", schrie das Walross und machte im Wasser elegant einen kleinen Salto. Da versuchte Mikkel einen kleinen Schimmzug. Er ruderte mit seinen Beinen und wirklich: Es ging ganz einfach . Und es machte Spaß!"Ich schwimme! Ich schwimme!", schrie Mikkel außer sich vor Freude. "Na klar, schwimmst du!", trompetete das Walross von weit draußen. "Ich muss jetzt los, da drüben ist meine Mama!", und er zeigte auf eine riesige Walrosskuh, die am Strand angestrengt aufs Meer hinausschaute. "Du willst mich ja sowieso nicht fressen, also mach's gut, Eisbär!""Tschüss, Walross und danke für den Schwimmunterricht!", brüllte Mikkel zurück.Das Walross winkte noch einmal mit einer Flosse, dann tauchte es mit einem mächtigen Schwupps unter und schwamm schnell wie ein Pfeil zu seiner Mama zurück. Die Walrossmutter schnaubte so laut, dass Mikkel es bis hierher hörte. Da dreht er sich um und schwamm gemächlich ans Ufer zurück. Jetzt hatte er vielleicht Hunger! Vielleicht würde er ja einen Fisch fangen. Immerhin konnte er ja jetzt schwimmen. Das würde er später Mama erzählen. Die würde staunen ...
aus: Entdeckungsiste "Zirkus & Jahrmarkt", Januar/Februar 2008